Logo Winz und Partner

PensionsManagement

Renten zwischen Theorie und Wirklichkeit

Der jüngste Rentenbericht der Bundesregierung prognostiziert zwar Rentensteigerungen bis zum Jahr 2029 von durchschnittlich mehr als zwei Prozent pro Jahr. Das Versorgungsniveau sinkt trotzdem, und die Beiträge werden steigen.

1.287 Euro vor Steuern betrug die Bruttostandardrente 2014 laut Rentenbericht 2015 der Bundesregierung. Das ist der Wert für jenen ominösen Durchschnittsrentner, der 45 Jahre ununterbrochen Beiträge gezahlt und immer das Durchschnittseinkommen verdient hat. Diesen gibt es bekanntlich nicht.

Die Rentenwirklichkeit sieht so aus: 2014 erhielten Männer in Westdeutschland einen durchschnittlichen Altersrentenzahlbetrag von 1.019 Euro, Männer in Ostdeutschland 1.117 Euro. Bei Frauen betrugen die Werte 520 Euro (West) und 775 Euro (Ost). Das Eckrentenniveau erreichen diese Renten also nicht, das individuelle Versorgungsniveau der meisten Rentner ist geringer. Die Anzahl derer, auch das weist der Rentenbericht der Bundesregierung aus, die mehr als der Eckrentner beziehen, ist relativ klein.

Wenn man jedoch den Eckrentner als Maßstab für die allgemein Rentenentwicklung nimmt, dann steigen dessen Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung laut Rentenbericht der Bundesregierung bis zum Jahr 2029 auf 1.824 Euro. Das sind zwar nominal mehr als 500 Euro über dem heutigen Niveau, aber trotzdem weniger. Denn das Sicherungsniveau vor Steuern beträgt heute 47,5 Prozent. Das heißt, der Standardrentner des Zugangsjahres 2015 bekommt aus gesetzlicher Rente 47,5 Prozent des Nettoarbeitsentgelts eines heutigen Durchschnittsverdieners. Bis zum Jahr 2029 sinkt dieses Sicherungsniveau auf 44,6 Prozent.

Es sei denn, der Eckruheständler bezieht eine Riester-Rente. So jedenfalls die Theorie. Würden Riester-Beiträge jedes Jahr zum begünstigten Höchstbetrag eingezahlt, die Verzinsung beliefe sich auf vier Prozent pro Jahr, und die Versicherung genehmigte sich nicht mehr als zehn Prozent Verwaltungskosten, könnte der Neu-Eckrentner des Jahres 2029 zusätzlich zur gesetzlichen Rente 265 Euro Riester-Rente kassieren und käme auf ein Versorgungsniveau von 51 Prozent.

Das dürften jedoch ein paar Annahmen des Guten zu viel sein. Zumindest sind sie nicht realistisch für das Gros der Rentner. Denn erstens besitzen nur gut 16 Millionen – das sind weniger als die Hälfte – aller Förderberechtigten eine Riester-Rente. Ein Fünftel davon bespart die Verträge nicht aktiv, und von den Sparern zahlen nur wenige die begünstigten Höchstbeträge ein.

Zweitens ist die Unterstellung einer durchschnittlichen Verzinsung von vier Prozent pro Jahr in Niedrigzinszeiten unrealistisch, und drittens werden die die Riester-Sparer erst am Ende ihres Vertrages sehen, wie viel an Kosten beim Versicherer hängengeblieben ist. Von den 265 Euro Riester-Rente dürften die meisten Riester-Sparer nur träumen, Nicht-Riester-Sparer nicht einmal das.

Was allerdings zuverlässig steigt, sind die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Nicht gleich, aber bald. Bis zum Jahr 2020 sollen sie beim Beitragssatz von 18,7 Prozent verharren, danach geht es jedes Jahr aufwärts bis auf 21,5 Prozent im Jahr 2029. Was danach kommt, weiß niemand, denn die Rentenreformer des Jahres 2002 haben den Blick nur bis dahin gewagt. Längst ist eine Prognose und Diskussion darüber fällig, wie sich die Renten ab 2030 entwickeln werden, damit Reformen in die Wege geleitet werden können.

Unabhängig davon gibt der Rentenbericht der Bundesregierung ohnehin nur die allgemeine Richtung vor. Denn Rente ist bekanntlich immer individuell und relativ. Erst unlängst hatte das Forschungsinstitut Prognos im Auftrag der deutschen Versicherungswirtschaft die Rentenperspektiven bis 2040 nach Landkreisen anhand von Bruttorentenentwicklungen und Kaufkraft untersucht. Demnach wird eine Verkäuferin mit zwei Kindern im Jahr 2040 in Weimar 960 Euro Rente bekommen, in Erlangen hingegen 1.173 Euro. Die Rente einer Verkäuferin in München in Höhe von 1.093 Euro wird nur eine Kaufkraft von 838 Euro haben, die ihrer Kollegin in Tirschenreuth in der Oberpfalz in Höhe von dann 1.165 Euro ist jedoch in Kaufkraft umgerechnet 1.313 Euro wert.

 

Quelle: http://www.portfolio-international.de/newsdetails/article/renten-zwischen-theorie-und-wirklichkeit.html